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Streifzug durch die Boddermelkstraat

Ein historischer Blick auf Oytens Verkehrswege / Als der Milchfuhrmann die Straßen unsicher machte

Oyten im 19. Jahrhundert: Milchfuhrmann Hinrich Unger zieht mit seinem Pferdegespann durch die Boddermelkstraat, um die Milchkannen der Bauern einzusammeln und zur Annahmestelle an den Sagehorner Weg zu bringen. Im Dorf Oyten herrschte einst ein ganz anderes Straßensystem. Viele Wege waren nach ihrer Nutzung benannt.

VON JULIA SOOSTMEYER

So präsentiert sich die einstige Boddermelkstraat heute. Der Heitmannsche Hof ist der letzte von sechs Bauernhöfen, die früher neben den vier Kötnerstellen die Straße säumten. In den 1960er Jahren wurde der Verkehrsweg zur Straße Unter den Eichen. FOTO: FOCKE STRANGMANN

Oyten • In den vergangenen Jahrhunderten sah es in der Gemeinde Oyten, die damals ein Dorf war, noch ganz anders aus. Der Milchfuhrmann zog durch die Boddermelkstraat, heute Unter den Eichen, und brachte das weiße Gut zur Annahmestelle an den Sagehorner Weg, die heutige Lindenstraße. Durch den Triftweg – jetzt heißt die Straße Am Triften, wurde das Vieh getrieben.
Und so individuell die Straßennamen waren, so gab es auch ein ganz eigenes System der Hausnummerierung. Oyten Nummer 1 war die Schule, die Nummern 2 bis 16 Bauernhöfe, Nummern 17 bis 27 Kötnerstellen – Kötner bewirtschafteten einst eine bestimmte Fläche Land – und ab Nummer 28 kamen die sogenannten Anbauern, die Neusiedler.
An der rund 300 Meter langen Boddermelkstraat war stets reger Betrieb. Sechs Höfe befanden sich an dem Weg, die der Milchfuhrmann Hinrich Unger ansteuerte. „Die Milchkannen mussten in einem gewissen Abstand an die Straße gestellt werden, denn der Fuhrmann fuhr langsam mit seinem Gespann vorbei und hievte die Kannen auf seinen Wagen“, erzählt Johannes Grote von der Geschichts- Arbeitsgruppe (AG) des Oytener Heimatvereins. Eine schweißtreibende Plackerei, denn die Metallkannen fassten 20 Liter Flüssigkeit und wogen somit einige Kilogramm.
Ein Problem früher: es gab keine Kühlung. „Manchmal kamen die Kannen mit einem roten Zettel zurück. Dann wusste man, dass die Milch sauer war und nicht verarbeitet werden konnte“, erläutert Hinrich Jäger, ebenfalls Mitglied der AG. Die Schweine freuten sich, denn an sie wurde die Milch verfüttert.

Die Flocken wurden zu Butter

War das Milchfuhrwerk voll beladen, ging es zur Annahmestelle in die heutige Lindenstraße. „1928 wurde dort die erste Kühlanlage installiert“, blickt Grote zurück. Nach der Zwischenlagerung wurde die Milch zur Molkerei gefahren, die sich ebenfalls an der Lindenstraße befand. Dort wurde die Vollmilch „gebuttert“. „Wird Milch gerührt, setzt sich der Rahm ab, der klumpt und zu Flocken wird. Die Flocken wurden zu Butter weiterverarbeitet, die Flüssigkeit, die übrig blieb war die Buttermilch“, erklärt Jäger den Vorgang. Am Abend wurde die dann wieder zurück zu den Bauern gebracht.
Lediglich ein Bauernhof der sechs ist bis heute erhalten geblieben. Hof Nummer 6, der Seekamp-Hof, wurde in den 1740er Jahren abgerissen. Der Bischofs-Hof, Nummer 7, wurde Ende des 19. Jahrhunderts dem Erdboden gleich gemacht.
Um 1967 trieb ein Feuerteufel in Oyten sein Unwesen, erzählen die AG-Mitglieder. „Es passierte stets in der Nacht von Freitag auf Sonnabend gegen 4 Uhr, dass ein Bauernhof in Flammen stand. Sieben waren es insgesamt“, erinnert sich Hans-Hermann Meinke. Einer davon war der Hof Nummer 8. Der Eigentümer, die Familie Blohme, baute nach dem Brand Wohnungen anstelle eines neuen landwirtschaftlichen Betriebes.
Das Deutsche Rote Kreuz Oyten ist heute an der Dorfstraße ansässig. Das Wohnhaus gehörte einst zu Hof Nummer 9, der an der Boddermelkstraat lag. 1875 wurde dort jedoch die Landwirtschaft aufgegeben und der Betrieb abgerissen. Das Haus blieb erhalten. Hof Nummer 10 wurde von Hermann Blohme um 1900 geerbt. Vorher gehörte der Betrieb der Familie Oelkers. Auch das Anwesen wurde abgerissen. Bleibt noch Hof Nummer 11. Dessen Besitzer, Hermann Heitmann, ist vor etwa einem Jahr gestorben. Seine Kinder sind außerhalb von Oyten sesshaft, weshalb man nicht wisse, was mit dem Hof künftig passiert, so die Geschichtsexperten.
In den 1960er Jahren wurden in Oyten schließlich Straßennamen und Hausnummern eingeführt. Die Gemeinde Oyten in ihrer jetzigen Aufstellung gibt es seit 1972.

Milchfuhrmann Hinrich Unger hatte allerhand zu tun, die Kannen auf seinen Wagen zu hieven. Am späten Nachmittag brachte er die fertige Buttermilch. FOTO: FR

 

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