Start

  Der Verein

  Termine

  Arbeitsgruppen

  Heimatgeschichte

  Fotoalben

  Links

  Mitglied werden

  Kontakt

  Impressum

 

Auf den Spuren des alten Handwerks

Selbstversuch: Redakteurin Julia Soostmeyer spinnt – am Spinnrad / Fingerfertigkeit ist Voraussetzung

Oyten (von Julia Soostmeyer) • War es Glück, die gute Anleitung oder doch ein wenig Talent, dass ich in keinen 100-jährigen Schlaf gefallen bin? Warum? – Ich habe mich im Spinnen versucht. Die Handarbeiterinnen des Oytener Heimatvereins haben sich der Herausforderung gestellt, mir, einer blutigen Anfängerin auf dem Gebiet, eine der ältesten Handarbeitstechniken zur Fadenherstellung nahe zu bringen. Mit Erfolg.

Es ist kniffelig: Marlies Esselmann zeigt Julia Soostmeyer wie’s geht. Die Anfängerin tut sich schwer damit, die Wolle locker durch ihre Finger gleiten
zu lassen und fließend für Nachschub zu sorgen. (Foto: Christian Butt)

Die Spinnräder der Arbeitsgruppe (AG) Handarbeit des Oytener Heimatvereins standen bereits parat. Jeden letzten Mittwoch im Monat treffen sich die Damen, um ihrer Leidenschaft und ihrem Hobby nachzugehen: der traditionellen Handarbeit. Und während viele junge Menschen aktuell das Stricken wieder für sich entdecken – das Erlernen dieser Handarbeitstechnik steht derzeit sehr hoch im Kurs –, wollte ich noch einen Schritt weiter gehen und erleben, wie überhaupt die Fäden für das Stricken und Häkeln hergestellt werden, will man die Wolle nicht einfach kaufen. Und davon abgesehen kann ich gar nicht stricken – noch nicht jedenfalls.
Marlies Esselmann, Mitglied der AG, zeigte mir „mein“ Spinnrad für den Abend. Ganz genau betrachtete ich das hölzerne Gerät, testete, ob die Spindel wirklich so spitz ist, wie sie im Märchen „Dornröschen“ beschrieben wird und setzte mich schließlich, um die ersten Tretversuche zu starten. Das Rad per Hand einmal in Schwung gebracht, muss schnell die Pedale gleichmäßig getreten werden, um die Rotation in Schwung zu halten. Das klappte unerwartet gut, und auch die anderen Spinnerinnen staunten, als sie sahen, wie problemlos ich das Rad am Laufen halten konnte. Doch ließen die Schwierigkeiten nicht lange auf sich warten. Marlies richtete mir das Spinnrad ein, spann die ersten Fäden, um einen Anfang zu schaffen. Spielend leicht glitt die Schafswolle – ich hatte extra unbehandelte Wolle bekommen, da die für Anfänger einfacher zu verarbeiten sein soll – durch ihre Hände. Kinderspiel, so mein erster Gedanke. Doch ich wurde eines Besseren belehrt.
Wo soll ich anfangen die Probleme aufzuzählen? Erstens: die Wolle muss ganz locker in der linken Hand liegen, durch die andere Hand gleitet ein dünner Strang, der durch eine kleine Öffnung über den Spinnflügel, der fest auf der Spindel sitzt, auf die Spule gewickelt wird. Doch so ganz locker konnte ich die Wolle weder in der einen Hand halten, noch durch die Finger der anderen laufen lassen. In der Ruhe liegt die Kraft Hauptschwierigkeit: Während das Spinnrad in Schwung ist, muss ständig Wolle einlaufen, denn sonst gibt es Schweineschwänze oder der Faden reißt ab. Ich musste schon sehr schmunzeln, als die Arbeitsgruppenmitglieder mir erklärten, dass wenn die Wolle sich kringelt, es als Schweineschwanz bezeichnet wird. Jedenfalls bestand mein Problem darin, die Wolle einerseits locker zu halten und gleichzeitig den Nachschub für die Spule abzufriemeln. Und dabei verspannte sich unbewusst meine andere Hand, sodass ich den Strang ständig festhielt und der Faden immer wieder riss. Nach etlichen Neustarts füllte sich meine Spule langsam.
Eines steht fest: Spinnen ist nichts für ungeduldige Menschen, die kein Händchen für filigrane Arbeit haben. Eine gewisse Fingerfertigkeit sollte vorhanden sein. Ich bin begeistert und kann mir durchaus vorstellen, mehr über die alte Handarbeitstechnik zu erfahren und sie richtig zu erlernen. Einzige Voraussetzung: Mir muss dann jemand das Stricken beibringen, damit ich aus meiner selbst gesponnen Wolle Socken, Schal und Co. fertigen kann. Auf mich wirkte das Spinnen entspannend. Zwar saß ich noch nicht so locker wie die anderen Damen am Spinnrad, doch hatte die Fummelarbeit für mich etwas Beruhigendes. Wenn ich mir vorstelle, an kalten Wintertagen in der warmen Stube zu sitzen und dabei zu spinnen oder zu stricken, ist das ein angenehmer Gedanke und eine Art Zeitreise. Bleibt nur zu hoffen, dass es mir nicht wie Dornröschen ergehen wird.

 

 

 

zurück zum Anfang

 

 

 

Pferdeköpfe

 

Die gute Stube

 

Das Flett

 

Das Heimathaus