Start

  Der Verein

  Termine

  Arbeitsgruppen

  Heimatgeschichte

  Fotoalben

  Links

  Mitglied werden

  Kontakt

  Impressum

 

Ein Blick in die geschichtliche Schatztruhe

Arbeitsgruppe des Heimatvereins Oyten macht alte Dokumente und Archivfotos fit für das Computerzeitalter

(Aus Achimer-Kurier vom 15.07.2011 von BIANCA BELOUANAS)

OYTEN • Schwarzweißbilder: Im Hintergrund riesige Hofgebäude, klein davor Familien. Männer im weißen Hemd samt schwarzer Hose und Weste, Frauen im dunklen Kleid mit hochgestecktem Dutt. Dazwischen steht, wie die Orgelpfeifen aufgereiht, der Nachwuchs. Doch welche Familie da vor welchem Gebäude posiert, ist unklar. An diesem Punkt beginnt die Arbeitsgruppe Volks- und Heimatkunde-Archiv des Heimatvereins Oyten nachzuforschen.
Immer mittwochs zwischen 9 und 11.30 Uhr treffen sich die sechs Herren im Heimathaus, um Oytens Geschichte und Geschichten auf den Grund zu gehen. Schon in den 80er Jahren gab es eine solche Gruppe, erklärt Johannes Grote (79), der damals schon aktiv dabei war. Doch die habe irgendwann pausiert. 1991 machten sich schließlich andere ans Werk und begannen, die alten Bilder auf Dias zu ziehen. „Einen Computer hatte da ja noch kaum einer“, so Grote.
Als 2004 alles fertig war, „haben wirüberlegt, dass es ziemlich riskant ist, alles im Heimathaus zu lagern. Im Falle eines Brandes würde ja alles zerstört“, sagt Hinrich Jäger (77). Also wurde beschlossen, die über 4000 Bilddokumente zu digitalisieren und zu vervielfältigen. „Dazu müssen wir jedes Bild einscannen und mit dem Bildbearbeitungsprogramm bearbeiten, bevor wir es auf der Festplatte speichern“, erklärt der 77-Jährige.
Bildschnitt, Helligkeit, Kontrast – das ist noch der einfachste Teil der Arbeit. Denn danach müsse die Gruppe zuordnen, um welche Häuser und Personen es sich handele. Eine knifflige Aufgabe, wenn die ältesten Fotos auf das Jahr 1860 zurückreichen.„Wir stehen oft vor Rätseln. Die haben ja nie draufgeschrieben, wer auf dem Bild ist“, gesteht Jäger.

Die Mitglieder der Arbeitsgruppe Volks- und Heimatkunde-Archiv haben viele Foto-Schätze zusammengetragen: Auch ein Bild vom Hof Meyer, Thünen, das um 1900 entstanden ist. Im Bild (v.l.): Berthold Ehlers, Hinrich Jäger, Christoph Berthold, Hans-Hermann Meinke und Johannes Grote.. Foto: BELOUANAS

Hausnummern zum Zuordnen - Mit Glück erkennt man hin und wieder eine Hausnummer – aber auch die haben im Laufe der Zeit gewechselt. Hausnummern seien erst im 19. Jahrhundert eingeführt worden, „als die Brandkasse – die damalige Feuerversicherung – feststellte, dass man ein Feuer bei Hermann Meyer im Ort nicht zweifelsfrei zuordnen konnte, wenn es drei Männer mit diesem Namen unter verschiedenen Häusern gab.
Danach wurden deshalb Hausnummern vergeben“, sagt Jäger. Zuerst habe man die Nummern nach Rang vergeben, angefangen bei Schulen, dem Pastor und Höfen. „Später erfolgte die Hausnummernvergabe in der Reihenfolge, in der die Häuser erbaut worden sind“, sagt Johannes Grote. Das sei so bis etwa 1960/70 gegangen, als auch die Straßennamen eingeführt und erste Ortsteile zusammengelegt worden seien. Die erste Straße, da ist sich die Arbeitsgemeinschaft einig, soll übrigens Napoleon im Jahr 1806 erbaut haben. „Das ist die ehemalige Bremen-Harburger-Chaussee, auch B 75 oder Landesstraße 168 genannt“, erklären die Heimatforscher.
Seit Anfang Juli hütet die Truppe einen ganz besonderen Schatz: Dokumente des Hauptlehrers Gustav Vollmer, der zwischen 1926 und 1949 die Hauptschule geleitet hat. „Wir wussten, dass sein Haus an der Lindenstraße verkauft und alles ausgeräumt werden sollte. Und wir waren uns sicher, dass wir dort etwas finden würden. Zwei oder dreimal sind wir hingegangen und haben gefragt, ob wir nicht etwas bekommen können“, erzählt Hinrich Jäger. Vor kurzem habe dessen Enkel Manfred Vollmer schließlich zwei Kisten vorbeigebracht. „Dafür sind wir sehr dankbar“, erklärt Johannes Grote mit leuchtenden Augen.
Hinrich Jäger zieht ein vergilbtes Buch im Din-A4-Format hervor: Eine Hausblattsammlung.
Tatsächlich hat Lehrer Vollmer genauestens Buch geführt und die Geschichte diverser Gebäude akribisch auf jeweils zwei Seiten samt Fotos der Gebäudeansicht dokumentiert. Gut lesbar hat er Brände, Umund Neubauten vermerkt, ebenso wie die Geschichte der Bewohner. Besitzer und Einzelschicksale finden sich dort mal mehr, mal weniger detailliert in schwarzer Schrift auf gelbem Grund notiert, und auch Baujahr, Bauherren, Bauhandwerker sowie Namen und Anzahl der Familienmitglieder sind vermerkt. „Sogar Flüchtlingsfamilien hat er aufgeführt, die in der Nachkriegszeit dort gewohnt haben“, sagt Jäger. „Auch diese Unterlagen scannen wir natürlich ein und fügen die neuen Hausnummern hinzu.“
Das ewige Digitalisieren stehe ihm allerdings „bis hier“, sagt Jäger und deutet an die Stirn. Er sei der Einzige, der sich damit auskenne und hoffe deshalb auf computererfahrene Unterstützung von „Jüngeren um die 50, die brauchen wir“. Berufstätige sollten sich nicht von den Treffzeiten am Mittwochvormittag abschrecken lassen, die meiste Arbeit erfolge eh’ daheim. Ein Blick in die Runde zeigt: alle kaufmännischen Geschichtsforscher sind über 70 – abgesehen vom ehemaligen Kfz-Meister Christoph Berthold, der mit seinen 67 Jahres als Küken in der Runde gilt. Auch Unterstützer, die etwas über die Geschichte des Ortes wissen oder zur Identifizierung von Personen und Orten beitragen wollen, sind willkommen.
Wer Lust bekommen hat, die Arbeitsgruppe des Heimatvereins näher kennenzulernen, kann sich auf einen der Klönschnack- Nachmittage im Heimathaus freuen. „Da stellen wir immer Bilder zu einem bestimmten Thema vor“, berichtet Johannes Grote.
Die nächste Veranstaltung findet am Montag, 10. Oktober, um 15 Uhr statt. Unter anderem spricht die Kreisarchäologin über Funde in der Großgemeinde Oyten. Weitere Informationen gibt es bei Hinrich Jäger unter Telefon 04207/2303 oder im Internet unter www.heimatverein-oyten.de.

 

zurück zum Anfang

 

 

 

Pferdeköpfe

 

Die gute Stube

 

Das Flett

 

Das Heimathaus