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Opfergaben für die Götter aus dem Moor

Kreisarchäologin Jutta Precht gibt Einblick über die historischen Funde auf dem Gemeindegebiet in Oyten

(Aus Achimer-Kurier vom 12.10.2011 von UWE DAMMANN)

Landkreis Verden • Das Gebiet war sumpfig, morastig und schwer zugänglich. Hier und da gab es trockene Anhöhen, auf denen die Menschen in Hütten siedelten und von hier aus auf die Jagd gingen. Starb jemand, wurden ihm oft wertvolle Beigaben wie Pfeile, Speerspitzen oder Schmuck mit ins Grab gelegt. So oder so ähnlich muss sie ausgesehen haben, die Jungsteinzeit in Oyten und der näheren Umgebung.

Die älteste Steinaxt, die hier gefunden wurde, ist dabei mehr als 6000 Jahre alt, aber auch jüngere Flintbeile aus Feuerstein oder ein steinerner Dolch wurden hier entdeckt und sind stumme Zeugen dafür,
dass die Region jahrtausendalter Siedlungsraum ist.
Einen Einblick über die archäologischen Funde auf dem Gebiet der heutigen Großgemeinde Oyten gab jetzt die Kreisarchäologin Jutta Precht in einem Vortrag. Der Heimatverein hatte die Expertin ins Heimathaus eingeladen. Da die meisten Entdeckungen im Moor oder im näheren Umfeld von Moorflächen und Gräben gemacht wurden, geht Precht davon aus, dass es sich dabei um Opfergaben an die Götter handelt. „Es ging um Plätze wo niemand den Göttern die Gaben wieder wegnehmen konnte. Außerdem fühlten die Menschen sich im düsteren Moor den Göttern nahe“, erläuterte Precht. Ein 4000 Jahre altes Flintbeil aus Feuerstein aus der Jungsteinzeit wurde beispielsweise beim Königsmoor entdeckt, eine Axt aus Feuerstein, mit einem Griff aus Hirschgeweih, ebenfalls. Diese Axt, so Precht, konnte relativ schnell zusammengebaut werden. Der Urmensch benötigte vermutlich höchstens eine halbe Stunde dafür. Um die Spitze allerdings schön scharf zu bekommen, musste der Stein bis zu 20 Stunden auf Sand und Stein geschliffen werden. Diese mühsame Aufgabe übernahmen in der Regel Kinder, sagte Precht.
Der Familiennachwuchs war bei der Verrichtung der täglichen Aufgaben voll integriert und musste seinen Beitrag leisten. Gleichzeitig war die steinzeitliche Axt im täglichen Einsatz äußerst wirkungsvoll. Mit dem Werkzeug, das belegte die Archäologin anhand von Fotos aus der Neuzeit, können kräftige Männer einen mittelgroßen Baum innerhalb von einer halben Stunde fällen. „Eigentlich müsste die Steinzeit Holzzeit heißen“, sagte Precht und meinte damit, dass Holz auch vor Tausenden von Jahren ein wichtiger Baustoff und vielfach im Einsatz war. Allerdings hat sich dieses Material im Laufe der Jahrtausende aufgelöst, während die Steinspitzen und Äxte erhalten sind und Zeugnis vom Leben unserer Urahnen geben können.
Weitere Funde aus dem Oytener Raum sind eine Steinaxt, in die ein Loch gebohrt wurde oder eine bearbeitete Steinkugel mit einer Rille. Aus der Bronzezeit – etwa 2200 bis 800 vor Christi – stammen Beigaben aus einem Grabhügel zwischen Wümmingen und Bassen. Hier fanden die Forscher nicht nur Pfeilspitzen, sondern auch Spindeln und Kleidernadeln. Um etwa 1000 vor Christi wurden die Toten in Oyten und Umgebung in Urnen beigesetzt, von denen sich viele erhalten haben. Fundorte gab es bei Bassen oder beim Bau des Schulzentrums im Jahre 1975. Auch in der Nähe des heutigen Heimathauses wurde eine Urne mit Beigefäßen entdeckt, die vermutlich aus dem 3. bis 4. Jahrhundert vor Christi stammt.
Die Archäologen können sich eher sporadisch über historische Funde aus dem Oytener Gemeindegebiet freuen. Sie werden bei Bauarbeiten an der Autobahn, auf Privatgrundstücken, sogar im Maulwurfshügel oder wie jetzt beim Sportplatzbau entdeckt. Aber einen kontinuierlichen Zusammenhang zwischen den Fundorten und den Epochen, aus denen sie stammen, gibt es nicht. „Ich gehe deshalb davon aus, dass dieser Raum nicht kontinuierlich besiedelt war“, sagt Jutta Precht.
Wer selbst ein auf den ersten Blick historisches Relikt auf seinem Grundstück entdeckt, kann die Fundberatung der Kreisarchäologin in Anspruch nehmen. „Wir nehmen Ihnen nichts weg. Sie dürfen den Fund behalten, aber wir würden ihn gerne dokumentieren und historisch einordnen“, warb Precht für das Angebot.

 

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